Mit einer Kombination aus körperlichem und geistigem Training kognitive und körperliche Beeinträchtigungen vorbeugen.
Der normale Abbau der geistigen und körperlichen Fähigkeiten im Alter, der möglicherweise in einer Demenz endet, ist eine große Herausforderung für Betroffene und deren Umfeld.
In dem Forschungsprojekt „go4cognition“ entwickelte ein interdisziplinäres Team aus Spezialisten verschiedener Institutionen – unter anderem Neuropsychologen, Sportwissenschaftler, Ärzte, Pflegewissenschaftler und Softwareentwickler – eine neue Art des Gehirnjoggings, das die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Senioren verbessert.
Kognition – Mobilität – Sozialkompetenz
Bewegung, Gesundheit und geistige Fähigkeiten sind sehr eng miteinander verbunden. Bewegung führt zu Gesundheit und einem besseren Wohlbefinden. Zusätzlich führt Bewegung auch zu einer Verbesserung der Gehirnfunktionen und dem Gedächtnis. Ein zusätzliches Gehirn-Training bringt weitere Erfolge im Aufbau der geistigen Fähigkeiten.
Mit go4cognition werden 3 besondere Bereiche angesprochen und trainiert:
Kognition: | Durch Spiele für Gedächtnis, geteilte Aufmerksamkeit, Wortflüssigkeit etc. |
Mobilität: | Durch Gehen; Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer legen in einer Trainingseinheit ca. 800 bis 1000 Meter zu Fuß zurück. |
Sozialkompetenz: | Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer agieren und kommunizieren miteinander, lösen gemeinsam Aufgaben, tauschen sich aus und achten aufeinander. |
Training
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trainieren spielerisch in einer Gruppe von bis zu 12 Personen. Das Training findet ein oder zwei Mal pro Woche für ca 1,5 Stunde in einem großen Raum mit 6 Spielstationen statt.
Jede Spielerin und jeder Spieler erhält einen leichten Stab, der sich seine Besitzerin oder seinen Besitzer elektronisch merkt. Die Spielerinnen und Spieler stellen sich an jeweils einer Station auf, an der sie dann eine Aufgabe gestellt bekommen, z.B. 1 5 2 4.
Zuerst zeigt die Station die individuelle Aufgabe an, nach einem Countdown den Stationsnamen (Ziffer, Buchstabe, Bild etc.).
Die Aufgabe ist nun, zu den Stationen 1, 5, 2 und 4 zu gehen. Wichtig ist, sich die Stationen und die Reihenfolge zu merken. An jeder Station legt die Spielerin oder der Spieler den Stab auf, so dass das System erkennt, wer gerade da ist. Das System steigert oder senkt dynamisch je nach Spielerfolg das Niveau.
Nachdem die voreingestellten Runden gespielt wurden, können sich die Spielenden ihre Ergebnisse anzeigen lassen:
Spiele
go4cognition hat verschiedene Spiele für das Arbeitsgedächtnis und Wortflüssigkeit. Die Spiele werden stetig weiterentwickelt.
In den Memo-Spielen bekommen die Spielerinnen und Spieler eine Aufgabe mit verschiedenen Elementen (Zahlen, Buchstaben, Bilder, Muster und Personen), die sie sich merken sollen. Z.B. beim Zahlenmemo die Zahlen 3, 2, 1, 4.
Nach einer einstellbaren Merkzeit wechseln die Bildschirme ihre Anzeige und die Spielerinnen und Spieler gehen die Stationen mit den Zahlen ihrer Aufgabe ab. An jeder Station legen sie ihren personalisierten Stab auf, um sich dort zu identifizieren. In der Regel fängt eine Spielerin oder ein Spieler mit 4 Elementen an, die es zu merken gilt. Das Anfangsniveau ist einstellbar. Nachdem mehrere Runden absolviert wurden, rechnet das System für jede Spielerin und jeden Spieler das nächste Spielniveau aus. Wenn die Spielerin oder der Spieler mehr als 80% richtig hatte, steigt er ein Level auf, sie oder er bekommt dann im nächsten Spiel 5 Elemente zu merken. Sind weniger als 50% richtig, sinkt das Niveau.
Alle Memospiele können auch hin und zurückgespielt werden. Bei dieser Spielart gehen die Spielenden nicht nur die Stationen in der aufgegebenen Reihenfolge ab sondern gehen diese im Anschluss auch zurück.
Auch die Komplexität eines Spiels wird zu Beginn des Spiels eingestellt. Die Spielleitung kann einstellen, ob die Teilnehmenden im Team oder alleine spielen, wie lange die Merkzeit sein soll und ob immer die gleichen 6 Stationen dargestellt werden. Als Merkaufgaben gibt es Zahlen, Buchstaben, Bilder, Muster und Persönlichkeiten.
In den Spielen zur Wortflüssigkeit bilden die Spielenden im Team gemeinsam aus verschiedenen Buchstaben ein gesuchtes Wort.
Diese Spiele sind zweistufig. Zuerst bilden die Spielenden aus den Buchstaben oder Silben das richtige Wort, danach merken sie sich die dazugehörigen Ziffern in der richtigen Reihenfolge. In diesen Spielen, in denen die Spielenden im Team gemeinsam eine Lösung suchen, wird neben der Wortflüssigkeit auch Kommunikation und soziale Interaktion trainiert. Gemeinsam zu einem Erfolg zu kommen führt zu einer stärkenden Bindung zu den Mitspielern und auch zu neuen Freundschaften.
Die Weltreise spricht das Arbeitsgedächtnis auf eine andere Art und Weise an, es handelt sich um einen Self-Ordered-Pointing-Task.
Den Spielenden wird eine Auswahl von verschiedenen Ländern angezeigt. Daraus sollen sie ein Land wählen und zu der entsprechenden Station gehen. In der nächsten Runde wird den Spielenden wieder eine Auswahl von verschiedenen Ländern angezeigt. Diesmal sollen die Spielenden ein Land auswählen, welches sie bisher noch nicht hatten.
In „Sprichwortquiz“ werden der Spielerin oder dem Spieler per Zufall ausgewählte Sprichwörter angezeigt.
Auch dieses Spiel ist gut geeignet, um im Team gespielt zu werden. Die Spieler tauschen sich über die fehlenden Worte aus und ergänzen ihr Wissen. Die Menge der angezeigten Sprichwörter entspricht dem Level. Die Spielerinnen oder Spieler findet mittels der angezeigten Sprichwörter zuerst das fehlende Wort und merken sich dann die Reihenfolge der einzelnen Wörter.
Für Senioren und Seniorinnen können Sprichwörter auch eine besondere Bedeutung haben, da sie oft in einer Zeit aufgewachsen sind, in der solche Weisheiten noch häufiger im Alltag verwendet wurden. Durch die Interaktion und der gemeinsamen Lösungssuche dienen die Sprichwörter auch als willkommenes Medium für einen Erfahrungsaustausch.
System
Das System besteht aus 7 Stationen, 12 Spielstäbe und einem Technikkoffer mit Wlan-Router und steht für den Kauf oder zur Miete zur Verfügung. Kunden sind häufig Einrichtungen mit Aktivitätsangeboten für Seniorinnen und Senioren sowohl aus dem eigenen Haus als auch aus dem Quartier.
Eine Station besteht aus:
- dem Ständer,
- der Basis, welche auf dem Ständer liegt,
- dem Tablet, welches in der Basis schräg hochkant gestellt werden kann.
Der Ständer besteht aus zwei Teilen und kann ineinandergesteckt werden.
Da go4cognition meistens in Umgebungen genutzt werden, wo die Stationen nicht dauerhaft stehen bleiben können, haben wir einen Rollwagen konzipiert. Auf diesem lassen sich alle benötigten Geräte leicht und platzsparend verstauen.
Für einen einfachen Transport lässt sich der Rollwagen mit seinen Komponenten sehr leicht in seine einzelnen Teile zerlegen.
Forschungsprojekt
Kognition
Die von der Ruhr-Universität Bochum durchgeführte Studie zur Kognition wurde im „Journal of Alzheimer’s Disease“ veröffentlicht. Sie zeigt deutliche Verbesserungen der kognitiven Fähigkeiten aus. 70% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit MCI wurden durch das Training in den Non-MCI Bereich hochgehoben.
Hier finden Sie das paper zur Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38669526/
go4cognition: Evaluation einer neu entwickelten Multikomponenten-Intervention bei leichter kognitiver Beeinträchtigung
Liseck et al., J Alzheimers Dis 2024 Apr 26.
Zusammenfassung
Hintergrund: Kognitives Training und körperliche Bewegung zeigen positive Effekte auf den kognitiven Abbau bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI). Multimodale Interventionen für MCI-Patienten, die körperliches und kognitives Training in einem sozialen Kontext kombinieren, scheinen den kognitiven Verfall zu verlangsamen.
Zielsetzung: Auf der Grundlage einer früheren Studie wurde ein neues mobiles Gamification-Tool (go4cognition; https://www.go4community.de) entwickelt, mit dem kognitive und körperliche Funktionen gleichzeitig in einem Gruppenumfeld trainiert werden können. Es umfasst Aufgaben, die auf verschiedene kognitive Funktionen abzielen (Kurzzeitgedächtnis, Arbeitsgedächtnis, exekutive Funktionen). Der computergestützte Aufbau ermöglicht eine individuelle Leistungsanalyse. In dieser Studie wurden die Auswirkungen dieses Instruments untersucht.
Methoden: 30 Teilnehmer mit MCI gemäß der Definition des Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease (CERAD), im Alter zwischen 66 und 89 Jahren, trainierten zwölf Wochen lang an zwei Tagen pro Woche eine Stunde lang. Zusätzlich wurde vor und nach der Intervention eine standardmäßige neuropsychologische Bewertung von Gedächtnis und Aufmerksamkeit durchgeführt.
Ergebnisse: Das go4cognition-Gerät ist sehr wirksam bei der Verbesserung verschiedener kognitiver Funktionen. Es wurde eine signifikante Verbesserung des CERAD-Gesamtscores festgestellt, was zu einer Neuklassifizierung von 70 % der ehemaligen MCI-Patienten in Nicht-MCI-Patienten führte. Darüber hinaus wurde eine Verbesserung der Wortflüssigkeit, des verbalen Gedächtnisses, des räumlichen Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit festgestellt. Darüber hinaus korrelierte der CERAD-Gesamtwert signifikant mit der Leistung im go4cognition-Tool.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse der Intervention unterstützen die Idee der Wirksamkeit einer kombinierten kognitiven und motorischen Intervention durch die Einbeziehung neuropsychologischer Paradigmen in einem Gruppenrahmen und deuten auf einen engen Zusammenhang zwischen kombiniertem kognitivem und körperlichem Training und kognitiver Leistung hin.
Bewegung
Die von der Universität Witten-Herdecke durchgeführte Studie zur Bewegung zeigt eine Steigerung der gegangenen Schritte an den Trainingstagen von 30% gegenüber den Tagen ohne Training.
Einer Demenz vorbeugen – Senioren und Seniorinnen aktivieren
Um einer drohenden Demenz vorzubeugen und um Seniorinnen und Senioren zu aktivieren entwickelte in dem Forschungsprojekt „go4cognition“ ein interdisziplinäres Team aus Spezialisten verschiedener Institutionen – unter anderem Neuropsychologen, Sportwissenschaftler, Ärzte, Pflegewissenschaftler und Softwareentwickler – ein neuartiges Gedächtnistraining mit Bewegung, das die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Senioren verbessert.
Dieses Projekt wurde durch die Europäische Union und das Land Nordrhein-Westfalen gefördert.
go4cognition: Weitere Informationen
Sie würden gerne mehr Informationen zum Thema go4cognition, Zielgruppe und Angebot erhalten? Rufen Sie uns an:
Dr. Stefan Orth (GF)
Telefon: +49 (202) 37155-10
Sie können uns auch Ihr Anliegen über unser Kontaktformular schicken. Wir melden uns umgehend bei Ihnen zurück:
This post is also available in: Englisch